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Zum Stück

In seinen komödiantischen Dramen arbeitet sich Molière mit beinahe programmatischer Konsequenz an den Schwächen, Lastern und Untugenden der Menschen ab: Ämterstreben, Geiz und Gefallsucht, Lüge, Heuchelei und Hypochondrie, Schöngeisterei, Scharlatanerie und Heuchelei – das sind seine Themen. 

Bei der Heuchelei setzt Tartuffe ein. Die Titelfigur ist der Prototyp des Scheinheiligen, der Wasser predigt und Wein säuft. Nie um ein echtes oder erfundenes Bibelzitat verlegen, wirkt er vorgeblich sinnstiftend, seine betrügerischen Absichten offenbaren sich erst, als es (fast) zu spät ist. 

In unserer Spielfassung ist Tartuffe nicht nur ein frömmlerischer Heuchler, sondern ebnso ein charismatischer, Guru-hafter Verführer, zu dessen rhetorischem Repertoire verlogene Liebesschwüre genauso gehören wie Verschwörungstheorien. Die Gegenwartsrelevanz des Stücks wird auf diese Weise zusätzlich betont. Folgerichtig spielt das Stück in einer dramaturgischen Gegenwart.

Zu erwarten ist ein rasanter Theaterabend voller Komödiantik, die immer wieder auf Molières Wurzeln in der Commedia del’ Arte verweist, dem aber auch die ernsthafte Frage nach der Verführbarkeit der Menschen durch einfache Lösungen innewohnt.

Für die theatergruppe rattenfänger ist es nach dem Eingebildeten Kranken 2013 das zweite Mal, dass sie sich mit diesem Autor auseinandersetzt.